Mutter von Findelkind gefunden

Ein 39-jähriger Familienvater findet vor seinem Haus in Hohenlockstedt, Schleswig-Holstein, ein Neugeborenes. Die Polizei geht davon aus, dass der Junge nur wenige Stunden alt war, bevor er am Montag ausgesetzt wurde. Die Mutter konnte am Dienstag von Ermittlern aufgespürt werden.

Ohne Windel und nass vom Regen: So fand Hahn das Findelkind (Foto: Alexander Hahn/Screenshot Facebook)
Ohne Windel und nass vom Regen: So fand Hahn das Findelkind (Foto: Alexander Hahn/Screenshot Facebook)

Am Montagabend hörte Alexander Hahn ein lautes Wimmern. Als er die Tür des Mehrfamilienhauses in Hohenlockstedt, einer Gemeinde im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein, öffnete, fand er zu seinen Füßen ein kleines Bündel auf der Treppe. Hahn, selbst zweifacher Vater und alleinerziehend, traute seinen Augen kam: Da lag ein Säugling, eingewickelt in einen alten Pullover, ohne Windel und nass vom Regen. Umgehend informierte er den Rettungsdienst und benachrichtigte die Polizei.

Mit diesem Facebook-Aufruf suchte Finder Hahn die Mutter des Säuglings (Foto: Screenshot Facebook)
Mit diesem Facebook-Aufruf suchte Finder Hahn die Mutter des Säuglings (Foto: Screenshot Facebook)

„Nachdem ich mich um die Erstversorgung gekümmert habe, konnte ich glücklicherweise feststellen, dass es gesund und munter ist“, beschreibt er. „Es war etwas hungrig und ich gehe von einer Haus-Geburt aus, weil der Bauchnabel schlecht versorgt war.“ Die Nabelschnur war lediglich mit einem Plastikverschluss für Gefrierbeutel abgeklemmt. Zudem seien die Kleider mit Blut und Wundwasser beschmiert gewesen, was vermuten lässt, dass das Baby erst wenige Stunden auf der Welt war. Der kleine Junge wurde noch vor Ort vom Notarzt versorgt und anschließend mit dem Rettungswagen in das Klinikum Itzehoe gebracht. Die Säuglingsschwestern tauften das Findelkind inoffiziell auf den Namen Hannes.

Trotz aller Aufregung ist Hahn erleichtert und froh, dass das Baby wohl zufällig bei ihm abgegeben wurde und er sich rechtzeitig um das Neugeborene kümmern konnte. Der selbstständige Raumausstatter zieht seine acht und zehn Jahre alten Kinder allein groß. „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, für seinen Nachwuchs zu sorgen.“ Das sollten sich derartige „Mütter“ mal durch ihrem Kopf gehen lassen. Über Facebook schrieb er erzürnt: „Mich kotzen die Eltern dermaßen an, die ihre Kinder so weg geben.“ In seinem Aufruf erwähnte er zudem, dass bereits am Montagnachmittag das Baby vor dem Penny-Markt in Hohenlockstedt mit einer etwa 50 bis 60 Jahre alten Frau gesehen wurde, die es in einem Kinderwagen teilweise unbeaufsichtigt vor dem Supermarkt stehen ließ.

Krankenschwestern und Ärzte tauften ihn Hannes

Die Polizei ging mit Hunden auf Spurensuche. Vorerst blieb die Suche nach der Mutter erfolgslos. Doch bereits einen Tag nach Hahns Entdeckung, am Dienstagnachmittag, konnte die Polizei die junge Frau aus dem Kreis Steinburg ausfindig machen. Laut Behördensprecherin Merle Neufeld von der zuständigen Polizeidirektion Itzehoe hätten sich Zeugen gemeldet, die die Polizei auf die richtige Spur geführt hätten. Warum sie den Säugling kurz nach der Entbindung abgelegt hatte, war zunächst unklar.

Vor diesem Haus in Hohenlockstedt wurde das Neugeborene abgelegt (Foto: dpa)
Vor diesem Haus in Hohenlockstedt wurde das Neugeborene abgelegt (Foto: dpa)

Auch im Internet berührte der Fall des kleinen Hannes. „Vielen Dank für euer Interesse an der Geschichte. Ich freue mich total, dass nun alles ein gutes Ende genommen hat“, schreibt Hahn auf seiner Facebook-Seite. Was zum Auffinden der Mutter führte, wisse er zwar nicht. Doch Hahn ist dankbar: Mehr als 8000 Mal wurde sein Hilferuf geteilt, als er um Unterstützung bei der Suche bat. Er sei glücklich darüber, dass es noch Menschen gibt, „denen das Schicksal anderer nicht am A... vorbei geht.“

Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft dauern nach Angaben einer Polizeisprecherin an. Die Mutter werde nun befragt. Dem kleinen Jungen, der derzeit noch im Krankenhaus betreut wird, geht es gut. Um ihn werde sich vorerst das Jugendamt kümmern. Eventuell wird der Säugling künftig in einer Pflegefamilie untergebracht.

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