“Grenzzaun Halbe”: Streit um provokantes Bier

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Dieses Bier stößt Kritikern bitter auf. Eine niederbayerische Brauerei verkauft seit kurzem “das vielleicht ekelhafteste Bier aller Zeiten”, die „Grenzzaun Halbe“. Seit Ende vergangener Woche diskutiert das Netz über das ganz spezielle Bier aus Straubing. Inzwischen allerdings ist das Bier vom Markt genommen worden.

Die “Grenzzaun-Halbe” stammt von der Brauerei Röhrl. Doch was will sie mit dem provokanten Namen bezwecken? Die einen vermuten eine bewusste Provokation, andere einen Marketing-Gag. Beworben wird das Getränk mit dem Slogan “Heimat braucht Bier”. Bereits das Etikett lässt stutzen. “Beschützen”, “Verteidigen”, “Bewahren” steht da, “Fleiß”, “Loyalität”, “Disziplin” und eben jener irritierende Name.

Die “Grenzzaun Halbe” solle “anders und besonders” sein, sagte Brauereiinhaber Frank Sillner in einem Interview auf der Webseite seiner Brauerei über das neue Bier, das seit einigen Tagen in bayerischen Getränkemärkten verkauft wird. “Von allen Seiten erhielt ich großen Zuspruch”, sagte Sillner. “Weil die Bayern besondere Menschen sind, mit wertvollen Traditionen, aber auch einem trockenen Humor, stehen auf dem Etikett bayerische Schlagwörter aber auch Loyalität, Ehrlichkeit und vor allem Toleranz”, so die Erklärung des Inhabers.

Ein Seitenhieb auf die aktuelle Flüchtlingspolitik ist unbestreitbar. Doch wohl kaum ein Zufall ist der verdächtige Preis, der inklusive Pfand von acht Cent exakt 88 Cent ergibt. Die acht steht in rechtsradikalen Kreisen für ein H, 88 für den Hitlergruß. Noch auffälliger ist dies in Kombination mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum, datiert auf den 9. November, dem Jahrestag der Reichskristallnacht.

“Das vielleicht ekelhafteste Bier aller Zeiten”

Die „Grenzzaun-Halbe“ verkaufe sich wie „geschnitten Brot“, erzählt Sillner. Er spricht sich entschieden dagegen aus, rechts zu sein. Das sei ein “Missverständnis”. Es ging vielmehr um ein Zeichen: “Gemütlichkeit, Weißwurstäquator, Volksfestzeit und so weiter. Wir wollten darauf hinweisen. Einen Denkanstoß geben, dass Bayern Bayern bleiben muss. Dass wir diese Werte bewahren und beschützen müssen.”

Die ersten ziehen Konsequenzen aus dem dubiosen Bier und der zweifelhafte Botschaft dahinter. Die „Grenzzaun-Halbe“ könnte die Straubinger Röhrlbrauerei darum nun richtig Geld kosten. So will das Studentenwerk Niederbayern-Oberpfalz künftig kein Bier oder sonstige Getränke bei der Straubinger Brauerei kaufen. Zuvor wurden alle fünf Mensen und 17 Cafeterien des Studentenwerks der Unis in Regensburg und Passau sowie den Hochschulen in Regensburg, Landshut und Deggendorf von dem Betrieb versorgt. .

Die AfD im Kreis Deggendorf lobte das Bier derweil in den höchsten Tönen und postete bereits Fotos von der Flasche, inklusive Kommentar: „Ahh, jetzt a frische “Grenzzaunhalbe”. Danke liebe Antifa für den Tipp!“

Auf das Bier aufmerksam geworden sind die “Erdlinge”, einelinksorientierte Aktivisten-Gruppe aus Moosburg. Auf ihrer Facebook-Seite posteten Mitglieder der Gruppe Bilder der Flaschen mit dem Kommentar: “Das vielleicht ekelhafteste Bier aller Zeiten. Man muss es erst gar nicht probieren! Vielleicht sollte man weniger #Feierabendhalbe trinken, damit man nicht auf solche Ideen kommt?”

Der Facebook-Auftritt der Brauerei wurde inzwischen aus dem Netz genommen. Zuvor hatte das Team auf der Seite erklärt: “Bitte die Grenzzaun Halbe nicht falsch verstehen. Menschen in Not muss geholfen werden, ohne wenn und aber, das sehen wir genauso.” Und auch das Produkt selbst ist von der Brauerei inzwischen vom Markt genommen worden.

Foto: Facebook/Erdlinge