Bully eröffnet in München sein „Bullyversum”

Glamourös ist das nicht. Man läuft vorbei an Bauzäunen und den Abluftanlagen großer Studiohallen. Plakate weisen den Weg zu Bullys Erlebniswelt, dem, so haben sich die Macher das ausgedacht, „Bullyversum". Ein neuer, großer Themenpark in einem fast 30 Jahre alten, noch größeren Themenpark: Der Bavaria-Filmstadt im Münchner Villenvorort Grünwald. Vor langer Zeit, vor der Wende, da war München einmal eine Stadt, in der Filme von Weltformat gedreht wurden. Wir hatten die Produzenten Bernd Eichinger und Dr. Günter Rohrbach, der 15 Jahre lang Geschäftsführer der Bavaria Film war. Wir hatten den Regisseur Wolfgang Petersen, der in den Bavaria Filmstudios „Das Boot" drehte und „Enemy Mine". Der war zwar ein Flop, trotzdem durfte bei den Führungen durch die 1981 gegründete Filmstadt praktisch jede Münchner Schulklasse durch die Kulissen eines Films wandeln, den sie nie gesehen hatte. Es wurde dann 1992 sogar eine Art Ableger des Erfolgsmodells Filmstadt gegründet, in Bottrop-Kirchhellen-Feldhausen - 53 Millionen DM und zwei Jahre später war es für die Bavaria in Bottrop dann wieder vorbei.

Michael Bully Herbig hat mit seinen Filmen neuen Glanz in die Bavaria Filmstudios gebracht, er war leuchtende Hoffnung für den Filmstandort München, weg von Fernseh-Dauer-Depressionen wie „Marienhof", zurück zum großen Kino mit traumhaften Zuschauerzahlen. Es ist also wenig überraschend, dass ihm nun eine eigene Halle gewidmet wird, wo sich über 1500 Quadratmetern interaktiver Personenkult in 3D entfaltet. 3,5 Millionen Euro wurden investiert, um die Halle, in der einst die so beliebte Stunt-Show turnte, in Bullywood zu verwandeln.

Michael „Bully" Herbig ist tatsächlich ein sympathischer und zudem lustiger Mann. Zur Pressekonferenz vor der Eröffnung für geladene Gäste am vergangenen Samstag erschien er etwas blasser und eingefallener als die Animatronic-Puppe mit seinen Zügen, die im Eingangsbereich die Besucher begrüßt. Der Komiker schämte sich ein bisschen für den großen Gestus. Von ihm stamme der Name „Bullyversum" nicht: „Sonst würde ich mich fast für größenwahnsinnig halten." Im Anschluss versuchte er, die semiprominenten Gäste nebst Anhang und die Pressevertreter via Megaphon durch die Ausstellung zu führen. Doch ein Pulk Fotografen und Kameramännern wollte nicht von ihm lassen. Kinder weinten, PR-Agentinnen schimpften, nichts half: Die Menschen waren sich selbst überlassen im weiten „Bullyversum". Sie versuchten also herauszufinden, wie die diversen Spiele funktionierten.

Die Kollegin von der Presseagentur, entsetzt: „Nichts funktioniert! Was soll ich jetzt bloß schreiben?" Eine demütige Mitarbeiterin schickt die Kollegin in die „Apachen-Arena". Sie habe gehört, da gebe es Spiele, die bereits klappten. Ansonsten müsse sie leider auf den 14. Juni verweisen - ab Dienstag darf jeder ins Bullyversum. Dieser Termin heute wäre eher für Fotografen gedacht gewesen. In der „Apachen-Arena": Ein Tanzspiel, ein Draisinen-Rennen und eine Schießerei im Saloon erschließen sich den Kindern intuitiv, die Erwachsenen staunen. Das ist das Entertainment. Oben, auf der zweiten Etage, findet sich das „Edutainment" (Nico Rössler, Leiter der Bavaria Filmstadt). Heißt: Utensilien zur Herstellung von Kostüm und Masken in ziemlich musealen Vitrinen-Clustern und Synchronboxen, in denen man Filmszenen, zum Beispiel aus „Lissi und der wilde Kaiser", selbst nachsynchronisieren kann. Auch hier steht der erwachsene B-Prominente stumm und staunend: „3D-Brille auf!" ruft das verzweifelte Kind hinter ihm und „Sprechen, du musst sprechen jetzt!" Die Aufzeichnung des Dialogs darf man sich danach anhören. Der Eintritt in die Filmstadt mit Filmtour kostet für Erwachsene elf Euro. Will man das Bullyversum und das 4D-Kino (3D plus Wackelsitze) dazu, zahlt man schon 24 Euro.

Es gibt dann, für Interessierte und Kinder, noch eine Filmtour durch die Filmstadt. Im Lauftempo geht es durch die Attraktionen, das enge U-Boot aus „Das Boot", „Wickie und die starken Männer" (ob des Umfangs nicht ins Bullyversum integriert), „Sturm der Liebe". Von Gudrun Ensslins Zelle im nachgebauten Stammheim-Trakt („Der Baader Meinhof Komplex") gelangt man direkt in „Die unendliche Geschichte". Da dürfen die Kinder auf Fuchur reiten. Der ist im Nacken schon ein bisschen wundgescheuert, von den vielen Kinderpos.

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